Der Grundgedanke durch diese Wallfahrt soll selbstverständlich Motorradfahrer ansprechen: „Leben ist mehr“ … als alltägliche Routine, immer nur Verantwortlichkeit, Stress und dauernde Aktivismus. Der Sinn des Motorradfahrens liegt darin, der alltäglichen Routine zu entkommen, Verantwortlichkeiten abzustreifen sowie Ruhe und Erholung zu finden.
Dieses Raus aus dem Alltag äußert sich beim Motorradfahren in einer Befreiung. Leben! Als Beispiel nannte der begeisterte Biker-Diakon Werner Schüßler aus seinem eigenen Erleben: Ich steige nach einem schwierigen Ereignis z.B. nach einer traurigen Beerdigung aufs Motorrad und als ich bei warmen Frühlingstemperaturen, die Spessarttour unter die Räder nahm, fühlte ich nur Befreiung, eine Erleichterung, nur Weite und einen klaren Kopf. Von dem, was um mich herum geschah, spürte ich nichts. Aber irgendwann, wurde ich langsamer, hielt ich an, sah einen kleinen schönen See, das Typische gelbe Rapsfeld und ein kleines Dorf. Eine Kirchturmspitze ragte zwischen Bäumen hervor und ich erlebte es war wieder gut. Einmal mehr gemerkt: Leben ist mehr ….
Start der Wallfahrt war die Klosterkirche der ehemaligen Kapuziner. Jetzt sind dort Schwestern und Brüder der Franziskanischen Gemeinschaft von Betanien. Nach dem 1. Impuls segnete Schüßler die Motorräder und es ging „on tour“ zum nächsten Wallfahrtsort: Kloster Himmelthal. Das ehemalige Klosterliegt im Elsavatalzwischen Elsenfeld-Rück und Eschau. Es wurde 1232 durch Graf Ludwig II von Rieneck gegründet. Frau Hartig erzählte uns von den Bildungseinrichtungen zurzeit und ermöglichte uns dann einen Einblick die gut erhaltene und herrlich gepflegte Klosterkirche.
Der „Leben ist mehr“ – Gedanke wurde weitergeführt. Der Diakon gab Impulse zum „Helmgespräch“, die jeder für sich unterwegs unter seinem Helm und der Stille des Fahrens führen sollte. Die Helmgespräche zwischen den Stationen dienten der persönlichen Einstimmung auf die nächste Haltestelle.
Diese war dann in Faulbach in der neuen Pfarrkirche. Die Bibelstelle von der Verklärung Jesu auf dem Berg verglichen die Biker mit ihren „Gipfelmomente“. Die Frage nach Gott stellte sich. „Gibt es einen Gott, der uns, der mir das Leben gibt, nach dem ich suche? Es ist doch für viele schlicht nicht mehr nötig, an einen personalen Gott zu glauben, der die Menschen rettet. Ein gelingendes Leben können Menschen sehr wohl auch ohne Gott führen. Wozu also Gott?“
Mit einem Bikerpsalm (dem biblischen Psalm 13 nachempfunden) ging es weiter nach Schmerlenbach. Dort leitete der Diakon mit einem Text von Anthony de Mello hin zur Aussage Gottes über sich selbst: Mir liegt nicht an den Religionen, mir liegt am Menschen. Mit den Bitten und dem Gruß an Maria besiegelte der Segen dieses Experiment … „darf’s ein bisschen mehr sein“. Alle waren sich einig: Man konnte es durchaus als gelungen bezeichnen. Die „inneren Einkehr“ wurde dann in der Klosterschenke gebührend beendet.
Text: Diakon Werner Schüßler
Fotos: Sp(i)rit-Biker